
Über drei Millionen Arbeitslose im August – diese Marke lässt aufhorchen. Natürlich ist die Sommerpause ein saisonaler Effekt, der Jahr für Jahr die Statistik belastet. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Der deutsche Arbeitsmarkt steckt tiefer in der Krise, als es die nüchternen Zahlen vermuten lassen.
Zwar verweist BA-Chefin Andrea Nahles auf „erste Anzeichen einer Stabilisierung“. Das klingt nach Durchatmen – aber Stabilisierung bedeutet nicht Verbesserung. Die Arbeitslosigkeit liegt deutlich über Vorjahresniveau, die Zahl offener Stellen schrumpft spürbar, und die Nachfrage nach Fachkräften bleibt schwach.
Ein weiterer Punkt: Die Zuwächse bei sozialversicherungspflichtigen Jobs beruhen allein auf Beschäftigten mit ausländischem Pass. Für die Statistik mag das neutral sein, gesellschaftlich aber zeigt es, wie sehr Deutschland inzwischen auf Zuwanderung angewiesen ist, um überhaupt Wachstum im Arbeitsmarkt zu erzielen. Das wäre kein Problem – wenn zugleich mehr Ausbildungsplätze für junge Menschen zur Verfügung stünden. Doch genau hier zeigt sich eine gefährliche Schieflage: Mehr Bewerber, aber weniger Stellen. 98.000 Jugendliche sind Ende August noch ohne Ausbildungsplatz, während 129.000 Stellen unbesetzt bleiben. Das passt nicht zusammen – und ist ein Versagen der Betriebe und Politik gleichermaßen.
Die Kurzarbeit geht zwar zurück, bleibt aber hoch. Das ist zweischneidig: Einerseits sichert sie Arbeitsplätze, andererseits zementiert sie Strukturen, die längst nicht mehr tragfähig sind. Die schwache Binnennachfrage, der schleppende Umbau in vielen Branchen und die anhaltende Konjunkturflaute wirken wie eine schwere Bremse.
Fazit: Wer im August nur von Stabilisierung spricht, betreibt Schönfärberei. Der Arbeitsmarkt ist kein Fels in der Brandung – er ist ein wackliges Fundament, das dringend gestärkt werden müsste. Ohne klare Impulse für Investitionen, Ausbildung und Qualifizierung wird sich die Krise verfestigen.

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