Deutschland gehört inzwischen zu den Ländern mit der höchsten VPN-Verbreitung weltweit – und liegt unter den G7-Staaten auf Platz zwei. Laut einer umfangreichen Untersuchung, die App-Downloads aus 126 Ländern von 2020 bis Mitte 2025 analysiert, nutzen 2024 bereits über 21 Prozent der deutschen Internetnutzer ein Virtual Private Network. Das ist drei Mal so viel wie noch 2020. Nur Großbritannien ist unter den führenden Industrienationen noch weiter vorn.
Von der Nische zum Massenphänomen
Die Zahlen zeigen eine bemerkenswerte Entwicklung: 2020 lag die VPN-Verbreitung in Deutschland bei gerade einmal rund sieben Prozent. Doch seitdem steigt sie jährlich deutlich – 2021 auf neun Prozent, 2022 auf 15 Prozent, 2023 auf 18 Prozent und schließlich auf den Höchststand im Jahr 2024. Bereits das erste Halbjahr 2025 erreicht knapp elf Prozent – ein Wert, der darauf hindeutet, dass Deutschland am Jahresende einen weiteren Rekord aufstellen könnte.
In absoluten Zahlen bedeutet das: 18,1 Millionen Downloads im Jahr 2024, weitere 9,1 Millionen von Januar bis Juni 2025.
Datenschutz statt Zensur – eine deutsche Besonderheit
Während hohe VPN-Raten in autokratischen Staaten oft Ausdruck von Zensurumgehung sind, hat Deutschlands Entwicklung andere Ursachen. Die Forscher identifizieren vor allem:
- Misstrauen gegenüber staatlicher Überwachung und Vorratsdatenspeicherung
- Wachsende Sensibilität für Tracking durch Tech-Konzerne und Internetprovider
- Vermehrtes Bewusstsein für digitale Selbstbestimmung
- Nutzung von VPNs für geo-blockierte Inhalte – etwa Streamingdienste
Damit unterscheidet sich Deutschland deutlich von Regionen wie dem Nahen Osten, wo VPNs oft nötig sind, um eingeschränkte Kommunikationsdienste oder gesperrte Websites zu erreichen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten etwa nutzen im Jahr 2024 über 83 Prozent ein VPN – ein Spitzenwert weltweit.
G7-Vergleich: Deutschland fast an der Spitze
Ein Blick auf die großen Industrienationen zeigt:
- Großbritannien: 24,08 % (Platz 8 weltweit)
- Deutschland: 21,36 % (Platz 17 weltweit)
- Kanada: 17,18 % (Platz 18 weltweit)
- USA: 18,36 % (Platz 21 weltweit)
- Frankreich: 16,64 %
- Italien: 7,04 %
- Japan: 4,32 %
Deutschland ist damit nicht nur europäischer Spitzenreiter – neben den Niederlanden und Großbritannien –, sondern auch global unter den Top-Performern demokratischer Staaten.
Globale Trends: Konflikte als Treiber
Die Studie zeigt auch, wie geopolitische Ereignisse VPN-Nutzung beeinflussen können. Besonders drastisch sichtbar war dies nach dem russischen Angriff auf die Ukraine: Russlands Nutzungsraten stiegen 2022 auf über 42 Prozent, die der Ukraine auf nahezu 19 Prozent. Auch andere Krisenregionen zeigen deutliche VPN-Spitzen – ein Hinweis darauf, dass Internetfreiheit und politische Stabilität weltweit eng miteinander verknüpft sind.
Weltweit über 464 Millionen Downloads – und Deutschland mittendrin
Die VPN-Industrie boomt: Weltweit wurden 2024 insgesamt 464 Millionen VPN-Apps heruntergeladen. Bereits das erste Halbjahr 2025 verzeichnete 282 Millionen Downloads – fast so viele wie das gesamte Jahr 2020. Dass Deutschland mit über 21 Prozent deutlich über dem globalen Schnitt von 12 Prozent liegt, zeigt: Der Wunsch nach digitaler Privatsphäre ist in kaum einem Land so ausgeprägt wie hier.

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