Es gibt Produkte, die als Helfer verkauft werden – und in Wirklichkeit das Gegenteil bewirken. Beispiel: Der „OOONO CO-DRIVER“ gehört genau in diese Kategorie. Ein kleines Gerät, das im Auto piept, blinkt und suggeriert: „Keine Sorge, ich sag dir rechtzeitig Bescheid.“ Auf Social Media wird daraus ein Held der Straße gemacht. Junge Fahrer feiern ihn wie einen Freifahrtschein. Influencer propagieren ihn als Must-have. Und die Botschaft, die hängen bleibt, lautet: „Fahr ruhig schneller – OOONO passt schon auf.“
Das ist nicht clever. Das ist brandgefährlich.
Was hier passiert, ist eine systematische Verdrehung von Sinn und Zweck solcher Geräte. Ursprünglich gedacht, um vor Gefahren und Staus zu warnen, werden sie heute öffentlich als Anti-Blitzer-Trick beworben. Es ist eine Mischung aus Coolness-Inszenierung, technischer Überheblichkeit und offenem Rechtsbruch. Und ja: Rechtsbruch ist es. In Deutschland ist die Nutzung solcher Warnsysteme während der Fahrt verboten. Punkt. Das steht nicht im Kleingedruckten, sondern im Gesetz (§ 23 Abs. 1c StVO). Wer sie einsetzt, riskiert Bußgeld und Punkte.
Aber die Rechtslage scheint in der Social-Media-Welt nur noch ein lästiges Hindernis zu sein. Dort geht es um Klicks, nicht um Verantwortung. Influencer präsentieren ihre „OOONO“-Geräte wie Accessoires, die jeder „echte“ Autofahrer braucht. Der Subtext ist klar: „Du wirst nicht erwischt.“ Was sie nicht sagen: Dieses Marketing ist nichts anderes als Aufstachelung zur Regelmissachtung – verpackt in Lifestyle-Ästhetik.
Besonders perfide ist die psychologische Wirkung. Wer glaubt, jederzeit gewarnt zu werden, fährt risikoreicher. Studien zeigen seit Jahren, dass technische „Schutzversprechen“ zu weniger Vorsicht führen. Wer sich sicher fühlt, wird schneller – und gefährlicher. Für ihn selbst, für alle anderen.
In aller Deutlichkeit: Produkte wie „OOONO“ sind nicht das Problem. Die Verherrlichung ist es. Der Versuch, Verkehrsregeln lächerlich zu machen. Die Inszenierung, man sei „schlauer als der Staat“. Diese Haltung ist infantil und rücksichtslos.
Denn es geht nicht um Geldstrafen. Es geht um Verantwortung. Blitzer stehen nicht aus Spaß an der Straße, sondern dort, wo Unfallrisiken bestehen. Wer sich mit technischen Hilfsmitteln absichert, um schneller zu fahren, verspottet alle, die täglich versuchen, Leben zu schützen: Rettungskräfte, Polizei, Gemeinden – und andere Verkehrsteilnehmer.
Was brauchen wir also? Weniger Heldeninszenierung. Weniger „Schlau gegen den Staat“. Mehr ehrliche Aufklärung darüber, was erlaubt ist – und warum. Und eine klare Botschaft an alle, die Reichweite nutzen: Wer Produkte bewirbt, die faktisch zu gefährlichem Verhalten animieren, trägt Verantwortung für das, was daraus entsteht. Anti-Blitzer-Gadgets machen niemanden zum besseren Fahrer. Es macht manche nur übermütiger. Und Übermut ist im Straßenverkehr nicht cool, sondern tödlich.

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